Fußleiste

 

Startseite

Aktuelles

Schullandheim

Klassenfahrten

Reiterhof

Kurstermine

Unser Haus

Unsere Tiere

Verkauf

Unsere alten Pferde

Ausflüge mit Tieren

Rundgang

Bilder und Diashow

Projekte

Weitere Angebote

Anfahrt

Impressum/Kontakt

Adresse

Fedia

Fedia

Fedia

 

geb. 14. März 1977

gest. 4. Juni 2005

Mitte der siebziger Jahre, nach einer Hengstleistungsprüfung im Landgestüt Landshut, lernte ich den Araberhengst „Sambesi“ kennen. Er zeigte sich bei unserem Besuch sehr freundlich, drückte seinen Kopf an meinen Arm und genoss sichtlich, dass wir ihm das Fell kraulten. Ein begleitender Gestütswärter erzählte uns, dass Sambesi, allerdings außer Konkurrenz startend, in diesem Jahr die besten Ergebnisse im Vergleich zu den angetretenen Warmbluthengsten erzielt hatte.
Neben dem Araberhengst Nuri-Shalan war Sambesi der Stolz der Familie von Prof. König in Ganslberg. Übrigens: einer der schönsten Landsitze, die ich kenne. Als ich mich kurz darauf dazu entschloss, meine Ungarnstute Piri decken zu lassen, sollte Sambesi der Vater werden. Frau König war von meinem Entschluss gar nicht begeistert Sie meinte, es gäbe ohnehin zu viele unglückliche Pferde in Deutschland. Schließlich willigte sie doch ein, verlangte aber ausdrücklich, dass Piri, wenn sie zu ihrer „Hochzeit“ gebracht würde, ordentlich herausgeputzt sein sollte.
– Was musste sie doch für schlechte Erfahrungen gemacht haben! –

Piri blieb fast eine ganze Woche in Ganslberg und hinterließ ob ihrer freundlichen Art den besten Eindruck. Dies war der Frau König deutlich anzusehen Sie konstatierte verwundert, dass die „Ungarin“ ja genauso liebenwürdig sei, wie ihre eigenen Araber.

Ein knappes Jahr später, nämlich am Montag, den 14. März 1977 beobachtete ich bei Piri, dass sie ihr Kraftfutter zum Teil im Futterbarren liegen ließ. Unruhig wanderte sie in ihrer Boxe herum. Ihrem Nachbarn, dem braunen Wallach Lucius, zeigte sie mit angelegten Ohren, dass sie gar nicht gut drauf war. Seit einigen Tagen stellte ich fest, dass sich ihr Euter allmählich vergrößerte. Kleine gelbliche Tropfen, die Pferdezüchter als „Harztropfen“ bezeichnen, zeigten sich vor dem Milchkanal. Einige Tage später tropfte sogar Milch aus den Zitzen und lief innen am Hinterbein herunter. Der dicke Bauch der Stute wanderte allmählich nach hinten und man konnte deutlich sehen, dass die Bänder rechts und links der Schweifwurzel locker wurden. Lauter untrügliche Zeichen dafür, dass die Fohlengeburt unmittelbar bevorstand.
Um im Notfall helfen zu können, stellte ich mir abends ein Feldbett vor die dick mit Stroh ausgestattete Pferdeboxe. Was bei einer Geburt so alles gebraucht werden konnte, lag bereits in einer Tasche neben dem Bett. Gleitmittel, Schnur, Hanfstrick und Schere waren also vorsorglich für das erwartete Ereignis sofort greifbar. Die Rufnummer des Tierarztes lag, für den Fall dass es Komplikationen geben sollte, neben dem Telefon.
Piri stand inzwischen ruhig vor sich hindösend in der Ecke und beachtete, wie es schien, meine Vorbereitungen überhaupt nicht. Beruhigt konnte ich, die Situation richtig einschätzend, zum Abendessen gehen. Es dauerte auch nicht lange. Schon nach einer halben Stunde war ich wieder zurück. Piri lag mitten in der Boxe und neben ihr lag Fedja, den sie hingebungsvoll ableckte.

Ja, so sollte es sein.
Viele Stuten verhalten, trotzdem sie sehr domestiziert sind, die Geburt so lange, bis Ruhe in ihrer Umgebung eingekehrt ist.

Fedia
Fedia

Bereits nach einer Stunde stand Fedja auf wackeligen Beinen neben seiner Rotschimmelmutter und suchte mit faszinierendem Instinkt die Kraft- und Schutz spendende Milchquelle. Obwohl es nicht notwendig gewesen wäre, konnte ich nicht umhin dadurch zu helfen, dass ich ihn in die richtige Position bugsierte. Von der Mutterstute löste sich bald die Nachgeburt Diese untersuchte ich auf Vollständigkeit, damit nicht ausgeschieden Teile zu Komplikationen führen. Beim Fohlen war auch alles in Ordnung. Beruhigt und sehr glücklich konnte ich Mutter und Kind alleine lassen.
Fedja war auf der Welt und unsere Familie um ein Mitglied reicher.

Es folgte ein Pferdeleben, das hauptsächlich darin bestand, junge Menschen in den Reitsport einzuführen. Dazwischen relaxen auf großen Koppeln in fest gefügter Herde.

Gehorsamsspiele, wie zum Beispiel „vom Pferd aus Wäsche aufhängen“, liebte Fedja gar nicht. Was heißt, er liebte es nicht? Er weigerte sich vehement, auch nur näher als drei Meter an das Wäscheseil heranzugehen. Auch andere Unsinnigkeiten, die sein Gemüt aufregen konnten, liebte er nicht sehr und zeigte dies auch unmissverständlich.
Fedja hatte weiche Gänge. Deshalb ließ er sich sehr gut sitzen. Das half vielen interessierten Schülern, schneller einen geschmeidigen Sitz zu finden. All die Reiter, die ihm ihren Willen nicht zeigen konnten, weil sie sowohl unentschlossen, als auch etwas träge waren, ließ er in aller Gemütsruhe verhungern. Genauso, wie seine Mutter, die Piri, brachte er es fertig, sich in die Bahnmitte zu stellen und seine Meinung durch absolut passives Verhalten zu zeigen.
Ging`s um Geschwindigkeit, war Fedja in seinem Element. Mit beeindruckender Ausdauer ließ er seine Hufe fliegen. Bei Ausritten waren deshalb geeignete Reiter ganz begeistert von ihm. Gesprungen ist er gut und flüssig. Saß der Reiter nicht im Gleichgewicht oder ließ vermuten, dass er den Sprungverlauf stören könnte, blieb Fedja einfach stehen und war nicht zu bewegen, gegen seine Erfahrung zu handeln.

Fedia
Fedia

Zäh war Fedja, das musste ihm jeder zugestehen. Nach einem Ferienreitkurs mit einer Menge Kindern, in dem er täglich viel gehen musste, demonstrierte er seine Kondition und zeigte sich absolut nicht ausgelastet. Die Schweifrübe hochgestellt, wehten seine Schweifhaare wie eine flatternde Fahne im „Fahrtwind“ des übermütigen Galopps, als er bei Kursende „unbeschwert“ und frei über die große Koppel stürmen konnte. Schlechtes Wetter ohne Koppelgang und damit verbundene Stallruhe widersprachen seinem Temperament. So war er das einzige Pferd im Stall, dessen Boxenwände mit dicken Teppichen behängt wurden. Vorsorglich - versteht sich. Das übermütige, heftige Schlagen gegen die Holzbohlen hätte bestimmt seinen Beinen geschadet.

Sein größter „Fan“ war der Lerchl Klaus. Die beiden verstanden sich auch wirklich gut. Klaus machte auf ihm das Reitabzeichen und wollte den Fedja, als wir nach Thüringen zogen, sogar kaufen und auf seinen Bauernhof in Thalhausen stellen.
Mit dem Alter wurde Fedja etwas ruhiger und zeigte sich für Reiter in einem bestimmten Ausbildungsstadium noch mit 28 Jahren als wertvolles Lehrpferd.

Fedia
Fedia

Anfang Juni 2005 verbrachte Fedja, wie all die Tage zuvor, in seiner Herde auf der Koppel.
Vormittags zeigte er im Stall, dass er von einer Kolik gequält wurde. Der Tierarzt leitete die übliche Behandlung ein. Seine letzten Stunden verbrachten wir mit Fedja in der Reithalle, in der wir ihn führten.
Ich glaube, dass er fühlte, dass es zu Ende ging. Mit rührender Anhänglichkeit suchte er unseren Kontakt.
Einer halbseitigen Gesichtslähmung folgte. Kurz darauf eine Verspannung des rechten Hinterbeines, das er in hahnentrittähnlichen Bewegungen nachzog.
Am selben Tag, am 4. Juni 2005 ist Fedja gestorben.

Ein Bild, das ihn als Fohlen, zusammen mit Sabine Stuffer zeigt, hängt bei uns im Haus. Es erinnert an die Vergänglichkeit allen Irdischen und an eine lange Zeit, die uns Fedja auf seinem und auf unserem Lebensweg begleitete.

Fedia
Fedia
Fedia bei der Reitabzeichenprüfung mit Heidi Lankes

 

 

Fußleiste