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Nusiri

Nusiri

Nusiri

 

geb. 26. Mai 1975

gest. 30. November 2002

Saftig grüne Wiesen über sanften Hügeln und ganz oben eine kleine Hofanlage, schlicht, vornehm und von peinlicher Sauberkeit. Der Feierabendsitz eines pferdebegeisterten Notars über dem Chiemsee.

Dort wurde 1975 am 26. Mai Nusiri geboren.

Die Mutter Silvergirl, eine Connemara Stute.
Der Vater Nuri Shalan, Araberhengst und der berechtigte Stolz von Prof. König aus Ganslberg bei Landshut.

Im September 1975 kaufte ich den frechen, braunen Hengst. In seinem Abstammungsnachweis wurde er als "Fuchs" bezeichnet. Wenn man genau hinsah, waren nämlich in seinem Mähnenansatz einige, wenige rote Haare zu sehen.
Es war eine jener Entscheidungen, die ohne große Emotionen getroffen, dann aber über ein viertel Jahrhundert zu den schönen Seiten meines Lebens gehörte. Ich suchte damals einfach eine preislich erschwingliche Gesellschaft für "Roxi", dem Absetzer von "Iris". Daß ich mir so viel Freude mit nach Hause nahm, ahnte ich natürlich nicht.

Nusiri
Nusiri

Bei der Namengebung wurden einfach zwei Buchstaben des Mutternamens in den des Vaters eingebettet. Nu von Nuri si von Silvergirl und ri der Rest von Nuri.
Im ganzen Outfit war bei ihm der Arabervater zu sehen. Sein Charme und sein freundliches Wesen machten ihn schon als Fohlen zum allgemeinen Liebling. Ein Liebling, der jedoch alles andere als langweilig war.

Nusiri

1979 trat Nusiri erstmals mit Andi bei einer Reiterpaßprüfung an.
Schon am Vormittag, als die Pferde zum Lockern auf den Reitplatz geritten wurden, sorgte er für einen gehörigen Adrenalinstoß.

Andi ritt in ihrer Gruppe mit hingegebenen Zügeln und locker baumelnden Steigbügeln vom Stall weg zur Koppel, auf der das Reitviereck lag. Dabei mußten sie über zwei quer liegende Stangen steigen. Dies fand Nusiri so lustig, daß er unvermittelt mit einem riesengroßen Satz darüber sprang und die dabei vermeintlich errungene Freiheit nutzend, buckelnd und im flotten Galopp so lange über die große Koppel rannte, bis Andi endlich die Leinen eingefangen hatte und damit ihren nicht so überschwenglichen Willen durchsetzen konnte.
Auch bei der Prüfung am Nachmittag konnte Andi beweisen, daß sie auch mit einer übermütigen und voller Kraft strotzenden Remonte gut umgehen konnte.

Im nächsten Jahr folgten Zuchtschauen und ein Volksfestumzug. Für die jungen Reitschüler besondere Highlights, bei dem sie ihr Können öffentlich unter Beweis stellen konnten.

Ich bin sicher, daß in Verbindung mit dem Namen Nusiri viele Erlebnisse und Erinnerungen bei seinen ehemaligen Freunden wachgerufen werden.

Von einigen, die ich noch weiß, möchte ich hier erzählen:

Evi war (und ist sicher auch heute noch) ein besonders hübsches Mädchen, das sehr viele Verehrer hatte. Sie selbst liebte aber "ihren" Nusiri über alles. So oft sie konnte, beschäftigte sie sich mit ihm. Weil halt die Liebe so groß war, wurde Nachsicht mit übergroßem Herzen praktiziert. Der schlaue Nusiri nutzte Evis Schwächen schamlos aus und lernte sehr schnell, wie man sich von der Führerin locker befreien konnte.
Er drehte seinen Kopf zur Seite, schob seine Schulter, über die sich der Führstrick spannte, vor und entwand sich mit einem schnellen Sprung.
Er hat dies nie mehr verlernt, ja im Laufe der Zeit sogar noch eine beachtliche Perfektion erlangt.

Nusiri
Nusiri

Allen aus der Reitergruppe, die dabei waren, wird das Steilhangtraining mit Mike und Nusiri in Erinnerung geblieben sein:

Im Wippenhauser Wald befand sich eine stillgelegte Sandgrube. Diese hatte den Vorzug, daß verschiedene Hangneigungen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade für die Übung anbot. Als Vorbereitung zu möglichen Vielseitigkeitsprüfungen wurde bei Ausritten mit fortgeschrittenen Reitern gerne dieser Platz aufgesucht.

Der sportliche Mike, der nicht nur ein guter Handballer war, sondern sich auch reiterlich sehen lassen konnte, wählte mit Nusiri eines Tages den schwierigsten Part an diesem Hang.
Mit einer ca. 2 m senkrecht abfallenden Wand beginnend, setzte sich die Grube mit einer Neigung fort, die nur mehr ein Rutschen auf der Hinterhand des Pferdes erlaubte.
Die Gesamtlänge des Gefälles von ca. 50 m bedeutete eine Mutprobe, die derjenige wohl am besten nachempfinden kann, der mit seinem Pferd schon einmal hoch oben am Scheitelpunkt so eines Berges stand und den direkten Weg nach unten suchte.
Nusiri, der die anderen Pferde unten stehen sah, tastete, mit beiden Vorderbeinen rechts und links an der Steilwand pendelnd, nach einem Halt. Der bot sich natürlich nicht, dafür brach die Hangkante unter seinen Hinterhufen. Pferd und Reiter sackten also mit einem "Wusch" die ersten Meter durch.
Mike, verlor in diesem Moment die Steigbügel und offensichtlich auch etwas die Nerven. Er neigte sich nach vorne, (was man in dieser Situation nicht tun sollte) kam damit aus der Schwerpunktlage und leitete so einen gestreckten Salto ein. Der, - elegant ausgeführt -, endete vor Nusiris Vorderhufen.
Die Fortsetzung war ein Gewirr von Pferdebeinen, dazwischen ein seitlich rollender Mike. Sand, Pferdebeine, Sand, Pferdebeine und eine Staubwolke, aus der unten an der Hangsohle schließlich Mike auftauchte und schrecklich viel Sand ausspuckte.
Nusiri schnaubte nur kurz und stellte sich gelassen zu den anderen Pferden.
Mike hatte nicht einmal einen Kratzer.
Nusiri hatte, obwohl sein Reiter zeitweise zwischen seinen Vorder- und Hinterbeinen rollte, seine Hufe so gesetzt, daß keinerlei Berührung erfolgte. Bei dem rasenden Tempo der Talfahrt eine beachtliche Leistung.

Nusiri
Nusiri

Ein anderer Ausritt, diesmal mit Evi als Hauptakteurin, war im Gegenteil weniger staubig.

In "Moos", wo wir damals beheimatet waren, gab es bestimmte Ausreitstrecken, die eine ziemlich genaue, zeitliche Bemessung erlaubten.
Eine davon führte bei Palzing über die Amperbrücke, dann flußabwärts nach Zolling. Dort über die Brücke und nach ca. 2 km wieder zurück zum Hof.
An diesem kalten Februartag wollten die Kinder unbedingt ins Gelände. Die Zeit war etwas knapp, weil sich eine Studentengruppe angesagt hatte. So verkürzte ich die Strecke, indem ich bei Oberzolling durch die Amper ging. Wegen eines etwas höheren Wasserstandes mußte ich eine Stelle wählen, an der sich das Wasser über ein breiteres Flußbett verteilte. An den beiden Ufern reichte es den Pferden etwas über die Fesselköpfe. In der Mitte, deutlich erkennbar, befand sich eine tiefe Rinne, etwa eineinhalb Meter breit, über die gesprungen werden mußte.

Alle Pferde landeten auf der gegenüberliegenden Kiesbank. Nur Evi mit Nusiri hat ganz offensichtlich den Absprung verschlafen. Beide landeten mitten im Graben, tauchten kurz unter und kletterten dann triefend und tropfend als Letzte ans Ufer. Den Rest des Weges ließ ich Evi, den Nusiri im Trab führend, laufen. Krank sind beide nicht geworden.

Nusiri
Nusiri

1980 besuchte mich ein Freund. Da er selbst Pferde hatte, half er bei der Fütterung im Stall. In einer Futterkiste fand er Zuckerrübenpellets, die er mit Kraftfutterpellets verwechselte und nicht aufgeweicht den Pferden fütterte.
Nur die schnelle Hilfe durch den Tierarzt half, daß Nusiri nicht an einer Schlundverstopfung erstickte.

1984 war auch für Nusiri die Zeit im Moos vorbei. Weil unser Verpächter die schöne Anlage verkaufte, richteten wir uns in der Brandau neu ein.

Natürlich fehlte Nusiri bei keinem der vielen, mehrtägigen Überlandritte.

Gleichgültig unter welchem Motto die jeweilige Veranstaltung beim alljährlichen "Pferd international" in der Olympia-Reitanlage in München lief, Nusiri war zur Freude der jugendlichen Teilnehmer immer dabei.

Außer einer Prellung, auf der Koppel eingefangen, war Nusiri nie krank. Damals allerdings war er einige Monate zur Ruhe verdonnert. Bei seinem Temperament schon eine harte Nuß.

Nusiri
Nusiri

Christoph wird sich sicherlich noch daran erinnern, als er ähnlich wie Absolom, zwar nicht mit den Haaren, jedoch mit beiden Armen über einem dicken Ast hing, während Nusiri unter ihm weiter galoppierte.

oder

Lembi bei einer Prüfungsvorbereitung.
Nicht wie anempfohlen überwand sie einen Hang im Schritt. Mit zu langsamer Reaktion erlaubte sie ihrem Pferd Nusiri Galoppsprünge in die Tiefe, bei denen er sie dann auch verlor. Damit nicht genug, mußten alle anderen lachen, weil es halt gar so lustig aussah. - Da war Lembi schon eine Zeitlang beleidigt.

1991 bei einem Ferienkurs:
Großstadtkinder, die Großpferde mit Heumengen, wie für ihr Meerschweinchen das sie zu Hause haben, füttern oder beim Ausmisten alles Stroh entfernen, den Mist aber liegen lassen, müssen den Umgang mit Tieren erst lernen. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Hilfe, damit sie im Laufe der Zeit Erfahrung sammeln können...

"Pferdepflege" war angesagt.
Die Pferde wurden vor dem Stall angebunden. Weil ein übereifriges Mädchen nicht sofort einen Platz für Nusiri fand und der Betreuer bei einer anderen Gruppe war, besorgte sie sich kurz entschlossen einen Biergartenstuhl. An dem befestigte sie den Führstrick mit Nusiri daran.
Es dauerte nicht lange, da zog Nusiri am Strick. Der Stuhl rappelte, fiel um und schepperte hinter dem davon rennenden Pferd her. Die Fetzen flogen. Schreck, Panik, Flucht und hartnäckig hüpfend verfolgte immer noch das restliche Drahtgestell das im Wald verschwindende Pferd.
Irgendwann verklemmte sich das völlig deformierte Drahtfragment in einem Wurzelgebilde.

Nusiri
Nusiri

1995 im Oktober endete die abschließende Umzugsaktion nach Thüringen.
Nusiri gehörte zu den letzten Pferden, die den seit 1992 vorbereiteten Wechsel nach Zöthen mitmachten. Reiterpaß- und Reitabzeichenprüfungen, schöne Ausritte in der herrlichen Umgebung und neue Freunde, das war sein Leben in den geräumigen Laufstallungen.

2002 im Sommer zeigten sich erste Anzeichen von Lahmheit unbestimmter Ursache. Der Tierarzt tippte auf Rückenbeschwerden. Diese Diagnose konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Gegen Ende November große Bewegungsprobleme.

Am 30. November 2002 ist Nusiri gestorben.

Erst als ein Jahr später Kasimir ähnliche Symptome zeigte und nach seinem Tod eine sehr schmerzhafte Steinniere festgestellt wurde, vermuteten wir bei Nusiri eine ähnliche Erkrankung.

Über 27 Jahre war Nusiri unser treuer Begleiter. Durch seinen Charme gewann er nicht nur unsere Herzen, sondern entfachte auch bei sehr vielen Jugendlichen Liebe und Zuneigung, die sie prägte und die sie mitnahmen in ihr späteres Leben.

Nusiri

 

 

 

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