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Obelix

Obelix

Obelix

 

geb. 1988

gest. 16. Dezember 2011

Ein „Schmuser“ ist bei der bayerischen Landbevölkerung ein vielseitig agierender, über großes Insiderwissen verfügender Vermittler. Dieses Wissen ist sein eigentliches Geschäftskapital. Mit viel exakt akzentuierter Überredungskunst (daher auch die zweideutige Bedeutung des Wortes, nämlich „Schwätzer“) versucht er, seine jeweilige Handelschaft so gewinnträchtig wie möglich, an den Mann oder an die Frau zu bringen. Nicht nur als Heiratsvermittler, Immobilienmakler, Vieh- oder Roßhändler versucht er bei allen möglichen Berufszweigen Präsenz zu zeigen. Seine Dienste werden gerne gesucht, obwohl sein allgemeiner Leumund eher der unteren Kategorie zuzuordnen ist.
Eine Ausnahme lernten wir in Hallbergmoos kennen. Es war der urwüchsige witzige, natürlich etwas schlitzohrige aber kluge Schmuser Baumann. Wir trafen ihn meistens beim Klösterlwirt zur Mittagszeit. Er liebte, genauso wie wir, das deftige, original bayerische Essen. Während völlig entspanntem Geplauder entwickelte sich oft eine Handelschaft mit Pferden. Einige unserer Stallgefährten, die uns ausnahmslos ans Herz gewachsen sind, stammen aus dem kulinarischen Treffen beim Wirt in Hallbergmoos.
So kamen wir auch im Dezember 1992 zu unserem Obelix. Der Name des meist freundlichen, kräftig gebauten Galliers, gewählt als Synonym zu unserem neuen, vierjährigen Kaltblut/Haflinger Wallach schien sich direkt aufzudrängen. Wer nun glaubte, ein büffeliges, stoisches Kaltblutpferd vor sich zu haben, irrte gewaltig. Sehr schnell zeigte der helle Fuchs mit weißer Mähne seine sensiblen Seiten. So ließ er deutlich erkennen, wen er mochte und wer lieber fern bleiben sollte. Bei einigen zu forschen Reitschülern beeindruckte er schnell mit einem etwas “lockeren Hinterbein“. Wer dies nicht kapierte, erfuhr auf der anderen Seite durch ein dezentes „Zwicken“, dass seine Gegenwart nicht unbedingt erwünscht sei.

Obelix wurde, wie es schien, schon geritten. Das zeigte er deutlich durch sehr eigenwilliges Verhalten. Allerdings stellte er damit seinem ersten Reiter kein besonders gutes Zeugnis aus. Es war aber, das glaubten wir sicher, für einen korrigierenden Neuanfang nicht zu spät. Diese Frage stellte sich damals allerdings nicht. Mit dem nächsten Transport nahm ich den Fuchswallach mit nach Thüringen
Obelix
Obelix

In Zöthen kam Obelix in den großen, 1988 neu erbauten, sehr modernen, mit wenigen Pferden besetzten Laufstall. Der Umbau des „Lehrlingswohnheimes“, der absolut vorrangig war, machte sehr viel Arbeit. Für die persönliche Betreuung oder gar Ausbildung der Pferde blieb mir einfach keine Zeit.

Andi betreute meinen Betrieb in Bayern und kam ab und zu, mit dem mit Umzugsmaterial vollgepackten  Anhänger für kurze Zeit zu Besuch. Dabei musste ich ihr sagen, dass Obelix sehr unverträglich mit den anderen Pferden umging. So kam es, dass ich in Erwägung zog, ihn wohl oder übel, verkaufen zu müssen.
Ich hätte mir denken können, dass Andi damit nicht einverstanden war. So fand ich ihre Lösung, das Pferd wieder in die Brandau mitzunehmen, akzeptabel. Obelix kam also wieder zurück nach Bayern.

Wie sich später herausstellte, war es die richtige Entscheidung. Mehr noch: Andi bewies wieder einmal, ihr begnadetes Talent beim Umgang mit etwas schwierigen Pferden. Aus dem unleidlichen Obelix wurde ein freundlicher, anhänglicher und lerneifriger Partner. Diese, Andis glückliche Veranlagung, kam all den jungen Pferden, die an den Sattel und an den Reiter gewöhnt werden mußten, zugute.
Als wir 1995 den Betrieb in der Brandau schlossen und die restliche Pferdeherde und sämtliche Tiere die große Reise antraten, kam auch der geläuterte Obelix wieder mit in die neuen Bundesländer.

Obelix
Obelix

Mit Bedacht und  viel Gefühl wurde das sehr sensible Pferd weiter ausgebildet und gelegentlich auch schon im Schulbetrieb eingesetzt. Andi traf die Auswahl der Reitschüler sehr genau die auf dem Wallach reiten durften. So avancierte Obelix schließlich zu den Pferden, die bei Reiterpass- und Reitabzeichenprüfungen antreten durften.

Bei der Geländeprüfung beim Turnier auf unserer Anlage ließen wir den doch sehr stämmigen und nicht gerade im „Vielseitigkeitstyp“ stehenden Fuchswallach starten. Dies wurde mit einem mitleidigen Lächeln zur Kenntnis genommen. Genauso, als hätte Obelix es bemerkt, entwickelte er großen Ehrgeiz und absolvierte die 2000 m lange, hügelige Querfeldeinstrecke mit vielen festen Hindernissen souverän und in ausgesprochen guter Zeit ohne Fehler.

2010 und 2011 lud Andi den bekannten und viel gerühmten Dressurausbilder Michael Putz ein, der bei unseren aktiven Reitern mit seiner Erfahrung und Ausbildungsmethode bei einem Intensivunterricht neue Impulse setzen sollte. Er verstand es meisterhaft neu zu motivieren und weiter anzuregen.

Obelix bei der Geländeprüfung
Obelix beim Dressurkurs mit Michael Putz

Als er hörte, dass Evi mit Obelix teilnehmen sollte, gab er zu bedenken, ob dies die richtige Wahl sei. Am Ende des Lehrgangs sprach er dann seine Hochachtung aus und meinte überzeugend, dass so ein Pferd wirklich Gold wert ist.

Obelix auf dem Turnier in Zöthen
Obelix auf dem Turnier in Zöthen

Obelix war nie krank. Als er dann am 15. Dezember 2011 deutliche Anzeichen von Kolik erkennen ließ, riefen wir sofort den Tierarzt. Der ließ ihm die in solchen Fällen übliche Behandlung zuteil werden, Nach kurzer Besserung ging die Quälerei wieder von vorne an.

Während der Morgenstunden verdichtete sich der Verdacht, dass ein Darmverschluß als letzte Diagnose anzunehmen war. Am 16. Dezember 2011 mußte der Tierarzt dem Leiden ein Ende setzen.

Aaron, der Freund von Obelix, trauerte noch lange. Uns ging es nicht viel besser, weil der Verlust eines Wegbegleiters , der so ans Herz gewachsen ist, einen Teil des eigenen Lebens mit sich nimmt.

Obelix auf der Koppel

 

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